Geschichten faszinieren mich, seit Oma mir Max und Moritz, Aschenputtel und den Struwwelpeter vorgelesen hat. Seit fast 30 Jahren schreibe ich Geschichten für und über meine Kunden aus der Computer- und der Finanzbranche; seit 15 Jahren erzähle ich Erlesenes, Erlogenes und Erlebtes auf der Bühne.
Wer erzählt, muss hinhören, und das habe ich intensiv geübt - in einer redefreudigen Familie, als Trau- und Trauerrednerin und in den Ausbildungen zum lösungsorientierten Coach bei Peter Szabo, zum zertifizierten SIZE Coach bei Hannes Sieber (jetzt w-vwa) , zur Trauerbegleiterin bei Alexandra Eyrich und zur Narrativen Beraterin bei Jan Müller am ifR Hamburg.
Als Texterin, Erzählerin und Rednerin bin ich schon lange selbstständig. Mit meinem Wissen über Worte, Sprache und Denken möchte ich meinen Kundinnen und Kunden helfen, sich selbst besser zu verstehen und mehr vom Leben zu haben. Was immer du mir erzählst - es bleibt unter uns.
Das war die Kurzfassung. Hättest du’s gern länger, eine Geschichte also? – Na gut:
„Guckense mal: en Füksken!“ Die Hebamme legte meiner Mutter ihr erstes Kind in die Arme, und meine Mutter sah weiße Haut, feuerrote Haare, ein von der Geburtszange leicht verformtes Köpfchen, sie überzeugte sich von der korrekten Anzahl der Finger und Zehen … und wusste, dass sie dieses Kind aktiv vor allen Lästereien über die roten Haare beschützen müsse.
Ich wuchs also mit dem Wissen auf, goldblonde Haare zu haben (Spoiler: über meine Haarfarbe hat niemand je gelästert). Außerdem mit Eltern, Oma, Opa und dem kleinen Bruder. Erst in einer Wohnung in der Großstadt, dann im Haus auf dem Land, dann in gemieteten Häusern im katholischen Paderborn. Dort kamen Opa Nummer zwei, viele Bücher und ein zweiter Fernseher dazu – Bücher und Fernseher blieben tabu.
Ich lernte, dass es wichtig ist, klar, deutlich und akzentfrei zu sprechen. Schließlich war die Familie meines Vaters aus dem Baltikum geflohen, und mein Vater tat alles, um nicht auf den ersten Blick bzw. Ton als Flüchtling erkannt zu werden. Gute Schulnoten waren unabdingbar, ein Leben ohne Abitur, hieß es, sei sinnlos. Am Ende war ich in der Familie, Cousinen und Cousins eingerechnet, die einzige mit diesem Abschluss und lernte, dass alle anderen auch was wurden.
Dialektfrei, aber sprachbegabt schoss ich durch die Schulzeit: Kurzschuljahre in der 2. und 3. Klasse, weil der Schuljahreswechsel von Ostern auf den Sommer verschoben wurde; die zehnte Klasse wegen guter Leistungen übersprungen. Mit 15 hatte ich entdeckt, dass Sport Spaß machen kann und habe bis 47 ziemlich intensiv Volleyball gespielt: die schnelle Stellerin mit dem guten Auge. In der zwölften Klasse ist bei uns der Strickvirus ausgebrochen, der hat mich bis heute nicht losgelassen.
Ich wollte an die Dolmetscherschule für Englisch, Deutsch und Russisch. Aber: Abitur reicht, fanden meine Eltern. Also Lehre als Industriekauffrau bei Bertelsmann. Das war langweilig, doch als Bonus gab’s Leni, die zur Zweitmutter wurde und bis 2024 mein Leben aus der Ferne begleitet hat.
Der Versuch, nach dem Lehrabschluss zu studieren – Informatik sollte es jetzt sein – scheiterte nach dem dritten Semester. Doch dafür gab’s den Mann, der Vater meines Sohnes wurde. Zwei Jahre später entschied ich mich für das Leben als alleinerziehende Mutter.
Als Programmiererin selbstständig zu arbeiten, floppte. Wieder in „Lohn und Brot“ erlebte ich Mobbing, auch wenn das damals gar nicht so hieß. Umzug nach Bayern – zum ersten Mal ist es ein Nachteil, keinen Dialekt zu sprechen. Drei Jahre später der Umzug in die Schweiz, und dort laufe ich langsam zur Hochform auf. Das Ziel, meinem Sohn die bestmögliche Mutter zu sein, scheint näher zu rücken. Die Herausforderungen in diesem Land machen Mutter und Sohn stärker. Endlich lassen sich Arbeiten, Lernen und Leben verknüpfen.
Alles, was du oben über Aus- und Weiterbildungen gelesen hast, und noch ein bisschen mehr hat nach 1996 stattgefunden. Ich habe manche Stunde bei Therapeut*innen verbracht, noch mehr Stunden in Theatern, Konzertsälen, Ausstellungen. Der Sohn ist erwachsen, ein toller Typ. Die Volleyballschuhe liegen schon lange in der Tonne, dafür klappern die Stricknadeln weiter.
Ich kann angemessene Honorare aushandeln, meine Altersvorsorge ist geregelt, ich bin sehr wahrscheinlich nicht mehr (!) burn-out-gefährdet und habe den Mut, mein Portfolio um ein weiteres Angebot zu ergänzen. Ich habe großen Respekt vor den nächsten Schritten, und falls das Ende der Geschichte nach glänzender Fassade klingt: Es gibt auch bei mir noch reichlich Baustellen, blinde und dunkle Flecken. Nur: „Hau mal auf die Kacke“, hat Sandra gesagt, „und sag den Leuten auf deiner Webseite, was du draufhast.“ Jetzt hast du eine Vorstellung vom Gesamtpaket.
Übrigens: Die feuerroten Haare sind im Laufe der Zeit ausgeblichen. Die Welt sieht "dat Füksken" als Blondine.
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